Erasmus für Jungunternehmer:innen
Autorin: Melanie Janssen
Erasmus für Jungunternehmer:innen – Das europäische Austauschprogramm für (zukünftige) Gründer:innen
Du hast innerhalb der letzten drei Jahre ein Unternehmen gegründet oder stehst kurz davor? Dann kannst du dich für das europäische Austauschprogramm „Erasmus für Jungunternehmer:innen“ bewerben!
Das Programm wird teilweise von der EU finanziert und ermöglicht es jungen Unternehmer:innen für ein bis sechs Monate mit Gründer:innen aus einem anderen EU-Mitgliedstaat zusammenzuarbeiten und zu lernen, wie man ein Unternehmen führt. Durch den Erfahrungsaustausch im Ausland sollen junge Unternehmer:innen die nötigen Fähigkeiten erwerben, um im Heimatland ein eigenes Kleinunternehmen zu gründen.
Wer kann sich bewerben?
Als neue:r Unternehmer:in kannst du dich bewerben, wenn
- du fest vorhast, ein eigenes Unternehmen zu gründen, und einen realistischen Geschäftsplan vorlegen kannst, oder
- du innerhalb der letzten drei Jahre ein eigenes Unternehmen gegründet hast.
Das Programm ist auf keine bestimmte Branche beschränkt und es gibt auch keine Altersbeschränkung.
Weitere Voraussetzungen sind jedoch:
- Du musst einen Wohnsitz in einem der teilnehmenden Länder haben.
- Du benötigst eine konkrete Projekt- bzw. Geschäftsidee und einen Geschäftsplan.
- Du solltest dich auf die Zusammenarbeit mit erfahrenen Unternehmer:innen in einem anderen teilnehmenden Land einlassen können und wollen.
- Du solltest daran interessiert sein, einen Beitrag zur Entwicklung des Gastunternehmens zu leisten und die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse zur Verfügung zu stellen.
- Du musst bereit sein, zusätzliche Mittel aufzubringen, um diejenigen Kosten des Aufenthalts zu bestreiten, die nicht durch Fördermittel gedeckt werden können.
Wo kann man sich bewerben?
Die Bewerbung erfolgt über das Online-Tool der Europäischen Kommission. In jedem teilnehmenden EU-Land gibt es lokale Kontaktstellen, die den Austausch koordinieren, dir bei deiner Bewerbung helfen und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine Übersicht über die Kontaktstellen in Deutschland findest du hier: Erasmus entrepreneurs: business exchange in Deutschland (erasmus-entrepreneurs.eu).
Wie läuft der Austausch ab?
Nachdem du dich beworben hast und in das Programm aufgenommen wurdest, erhältst du Zugang zu einer Online-Datenbank mit allen teilnehmenden Unternehmen im EU-Ausland. Darüber kannst du dann nach einem geeigneten Unternehmen für deinen Austausch suchen und dieses kontaktieren. Wenn du ein Unternehmen gefunden hast, wirst du für ein bis sechs Monate an dem Standort des Unternehmens mitarbeiten.
Wie wird der Aufenthalt finanziert?
Für die Dauer der Teilnahme an dem Programm kann ein Zuschuss zur Deckung der Lebenshaltungs- und Reisekosten beantragt werden. Der ausgezahlte Betrag variiert je nachdem in welchem Land der Austausch durchgeführt wird.
Weitere Informationen erhältst du über die offizielle Internetseite des „Erasmus für Jungunternehmer:innen Programms“
Mein persönlicher Erfahrungsbericht:
Anfang des letzten Jahres habe ich selbst an dem Erasmus für Jungunternehmer:innen Programm teilgenommen und für ein halbes Jahr in einem Start-up in Amsterdam, Niederlande mitgearbeitet. Nachdem ich mich online über das Bewerbungsportal beworben habe, hat sich zeitnah meine ausgewählte lokale Kontaktstelle bei mir gemeldet und über meine Motivation gesprochen, warum ich an dem Austauschprogramm teilnehmen möchte. Zu der Zeit hatte ich selbst noch kein Unternehmen gegründet, allerdings die Idee für eine Gründung und einen entsprechenden Business Plan dafür. Der Bewerbungsprozess verlief wirklich unkompliziert und schnell. Ich habe mich im Dezember 2019 beworben und schon im Februar 2020 meinen Austausch begonnen. Empfehlen würde ich aber etwas mehr Zeit zwischen Bewerbung und Beginn des Austausches einzuplanen, um genügend Zeit für die Suche nach einem geeigneten Unternehmen einzuplanen. Ich hatte schon vorher selbst Kontakt zu einem Unternehmen in Amsterdam aufgenommen, bei dem ich den Austausch dann auch durchgeführt habe, dadurch benötigte ich keine Zeit mehr für eine ggf. längere Suche.
Wenn deine Bewerbung erfolgreich war, bekommst du Zugang zu einer Online Plattform, auf der du alle Unternehmen siehst, die Interesse daran haben, einen jungen Unternehmer:in aufzunehmen. Du kannst dort gezielt nach Unternehmen, Unternehmensbereichen oder Ländern, in denen du den Austausch durchführen möchtest, suchen. Wenn du selbst schon Kontakt zu einem Unternehmen aufgenommen hast (wie bei mir) ist das auch möglich. Das Unternehmen muss sich dann aber selbst auch für das Erasmus für Jungunternehmer:innen Programm registrieren. Der Prozess ist aber unkompliziert.
Bei allen Schritten hilft dir auch deine lokale Kontaktstelle, mit der ich immer in Verbindung stand. Sie hilft dir auch dabei, die entsprechenden Anträge auszufüllen, um beispielsweise die finanzielle Förderung für den Aufenthalt zu beantragen.
Dann ging es bei mir auch schon recht schnell los – Wohnung in Amsterdam bezogen und schon stand der erste Arbeitstag an. Den Austausch habe ich mit Gernot Schwendtner, Gründer von weGrow International durchgeführt. Während der Zeit habe ich eng mit ihm zusammengearbeitet und konnte viele wichtige Einblicke darüber erhalten was es heißt, ein Unternehmen zu führen. Ich habe Einblicke in die verschiedenen Aufgabenbereiche von weGrow erhalten und konnte auch bei Kundenprojekten direkt unterstützen. Daneben hatte ich Zeit, auch meine eigene Geschäftsidee zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Es war wirklich eine tolle und besonders lehrreiche Zeit, dafür danke ich besonders Gernot und seinem Team, die sich immer die Zeit genommen haben mir alles zu erklären und mich aktiv in die Arbeit einbezogen haben. Ganz nebenbei konnte ich natürlich auch noch meine Englischkenntnisse verbessern. Ich würde wirklich allen, die über die Gründung eines Start-up nachdenken empfehlen, an dem Austauschprogramm teilzunehmen!
Ob ich nach dem Austausch selbst gegründet habe? Ja, aber anders als zuvor gedacht. Während des Aufenthalts in Amsterdam habe ich einige gute Kontakte knüpfen können, mit denen ich mich gemeinsam entschieden habe, anstatt eines profitorientierten Start-ups einen Verein zu gründen, um die Modernisierung des öffentlichen Sektors voranzutreiben und einen Kulturwandel anzustoßen. Die Gründung liegt jetzt ein Jahr zurück, seitdem konnten wir über 50 aktive Mitglieder gewinnen und auch unsere erste Mitarbeiterin einstellen. Ohne den Austausch bei weGrow International und die Kontakte, die ich dadurch gewinnen konnte, wäre das nicht möglich gewesen.