Das neue ERASMUS+ Programm: Grüner, Digitaler, Inklusiver
Autorin: Hannah Volkers
Das Erasmus Programm ist eines der erfolgreichsten Aushängeschilder der europäischen Zusammenarbeit. Seit 1987 gewachsen, ermöglicht das Programm – heute Erasmus+ – Jahr für Jahr über vier Millionen Europäerinnen und Europäern, im Ausland zu studieren, sich weiterzubilden, Berufserfahrung zu sammeln oder Freiwilligenarbeit zu leisten. Es umfasst heute alle Bereiche der allgemeinen und beruflichen Bildung, unterstützt außerdem die Zusammenarbeit im Bereich der Jugendpolitik und fördert die Teilnahme am Sport. Die positiven Wirkungen von Auslandsaufenthalten auf europäischen Bürgersinn, Bildungsbiografien, Arbeitsmarktperspektiven und interkulturelle Kompetenzen sind über lange Zeiträume hinweg untersucht und bestätigt worden.
Die neue Förderperiode des Programms begann Anfang diesen Jahres und ist mit rund 26 Mrd. Euro deutlich höher ausgestattet als in jeder Förderperiode zuvor (siehe dazu Artikel Verhandlungen zum EU-Haushalt 2021-2027: Politische Einigung zum Programm Erasmus+ und zum Europäischen Solidaritätskorps – EuropaPunktBremen). Außerdem hat die Europäische Kommission die inhaltlichen Schwerpunkte dieser Förderperiode an die aktuellen weltweiten Herausforderungen angepasst: das Erasmus+ Programm soll grüner, inklusiver und digitaler werden. Aber was heißt das eigentlich genau?
Erasmus+ Green
Erasmus steht für physische Mobilität. Es geht dabei um das Reisen, um persönlichen kulturellen Austausch und um den Ortswechsel. Dadurch entstehen regelmäßig CO2-Emmissionen. Das neue Erasmus-Programm soll nachhaltiger gestaltet sein und so zu den Klimazielen der EU beitragen. So werden in dieser Förderperiode solche Projekte besonders gefördert, die das Bewusstsein der Teilnehmenden für Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitsthemen schulen. Auch Projekte, die sogenannte „green skills“ (grüne Kompetenzen, wie z.B. ressourceneffizientes Handeln oder auch die Nutzung von Instrumenten der digitalen Transformation) fördern und fordern werden besonders unterstützt. Zudem wurden finanzielle Anreize geschaffen, um das umweltfreundliche Reisen im Rahmen von Erasmus-Projekten attraktiver zu machen. Der ökologische Fußabdruck des Programms soll so stetig verringert werden.
Erasmus+ DIGITAL
Die Digitalisierung des Erasmus+ Programms ist eines der größten Themen für die Zukunft der europäischen Hochschulzusammenarbeit. Besonders im Lichte der COVID-19 Pandemie wird deutlich, wie wichtig die digitale Vernetzung ist und was für Möglichkeiten sie bieten kann, wenn unsere physische Mobilität eingeschränkt werden muss. Ein beispielhaftes Pilotprojekt ist in diesem Bereich die European Student Card Initiative (ESCI, Initiative für einen europäischen Studentenausweis (mehr Informationen hier: Initiative für einen europäischen Studentenausweis | Allgemeine und berufliche Bildung (europa.eu)), in welcher verschiedene Bausteine zu einer einheitlichen digitalen Abwicklung von Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Erasmus+ Aufenthalte führen. Das Ziel von Erasmus+ Digital ist es, an unterschiedlichen Punkten zur Herausbildung einer digitalen europäischen Gesellschaft beizutragen. So soll internationale Mobilität durch die Möglichkeiten der Digitalisierung für alle erfahrbar gemacht werden.
Erasmus+ Soziale Teilhabe
Ein weiteres Leitthema des Erasmus+ Programms ist die Chancengleichheit. Der Begriff der Sozialen Teilhabe, den die Kommission vor Augen hat, geht dabei weit über das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung hinaus. Erasmus+ Soziale Teilhabe soll eine Teilnahme am Programm für all diejenigen attraktiv und möglich machen, die bislang aus sozialen Gründen darauf verzichten mussten. Gemeint sind, neben Menschen mit körperlichen und geistigen Besonderheiten, zum Beispiel auch Studierende mit Kindern, Personen mit individuell oder systemisch begrenztem Zugang oder anderen sozialen oder sozioökonomischen Barrieren (oftmals sind dies Menschen mit Migrationshintergrund). Wie oben angesprochen, spielen bei der Umsetzung von sozialer Teilhabe auch die Möglichkeiten der digitalen Transformation eine große Rolle: Menschen mit körperlichen Einschränkungen können neben Teilnahme an den traditionellen Mobilitätsprogrammen auf digitalem Wege in noch höherem Maße von den großen Chancen des Erasmus+ Programms profitieren. Dies ist dann wiederum auch ein Beitrag zu Erasmus+ Green.
Das Erasmus+ Programm ermöglicht unterschiedlichen Menschen Lernaufenthalte in ganz Europa. In dieser Förderperiode liegt dabei das Augenmerk besonders auf Projekten, die zu einem nachhaltigeren, digitaleren und chancengleicheren Europa beitragen. Diese drei Leitthemen ergänzen und bereichern sich an vielen Punkten gegenseitig und bieten im Zusammenspiel eine neue und zukunftsorientierte Ausrichtung des Programms.
Um die Vorteile der neuen Förderperiode in Bremen und Bremerhaven noch besser zu nutzen, haben die Bremische Bürgerschaft und der Bremer Senat beschlossen, eine Erasmus Koordinierungsstelle ins Leben zu rufen. Diese soll Bremer Akteuren eine Plattform bieten, um sich zu vernetzen, sie bei ihren Projektideen unterstützen und Informationsarbeit leisten. Zu erreichen ist die Koordinierungsstelle seit 01.03.2021 unter erasmus@europa.bremen.de.
Mehr Informationen zum neuen Erasmus+ Programm finden Sie hier: