Wir verstehen uns als Europäer:innen, doch unsere traditionell verankerte Vorstellung von europäischer Kultur ist fragwürdig. Denn wir schleppen aus der Kolonialzeit und der Romantik Ansichten mit, die unseren Blick auf Geschichte und Geographie verzerren.
Dag Nikolaus Hasse, der in Würzburg die Geschichte der Philosophie lehrt, ermutigt in seinem gerade erschienen Essay „Was ist europäisch? Zur Überwindung kolonialer und romantischer Denkformen“ zu einem offeneren Nachdenken über Europa. Er weist, was manche überraschen mag, auf „Nachteile des aufklärerischen Begriffs von Europa“ ebenso hin wie auf die „Gefahren des romantischen Begriffs“. Indem wir unser Sprechen und Denken über Europa entkolonialisieren und entromantisieren, so Hasses These, die wir im Europa-Quartett diskutieren wollen, befreien wir uns von einem ideologischen Erbe, das die Zukunft des Kontinents und die unserer kontinentalen Nachbarn nachhaltig belastet.
Der aktuelle Krieg in Europa fügt der Diskussion dramatische Dimensionen hinzu. Zusammen mit Prof. Hasse haben wir daher Prof. Dr. Claudia Weber eingeladen. An der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder vertritt sie Vergleichende Imperiengeschichte, Gewalt- und Diktaturengeschichte des 20. Jahrhundert mit dem Forschungsschwerpunkt Kriegsverbrechen und Kriegsverbrechenpolitik in transnationaler Perspektive sowie Historische Europäisierungsprozesse und Geschichte von Europakonzepten.
Gäste: Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse (Würzburg) und Prof. Dr. Claudia Weber (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder)
Moderation: Emanuel Herold, und Parlamentsreferent der grünen Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Veranstaltungsort: Noon/Theater am Goetheplatz
Anmeldung gern vorab an bleyl@boell-bremen.de