Gemeinsamer Kampf gegen Antisemitismus im Rahmen der der EU zur Verfügung stehenden Mittel und Instrumente (insbesondere gegen Hassreden, Hassverbrechen und antisemitischer Diskriminierung)
Im Kampf gegen alle Formen von Antisemitismus legt sie einen starken Fokus auf ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen gegen Hate Speech und Hassverbrechen, unter besonderer Berücksichtigung von Antisemitismus im Netz, ein Phänomen, das seit Beginn der Pandemie drastisch zugenommen hat. Weiterhin sagt sie antisemitischer Diskriminierung den Kampf an, indem sie zunächst darauf hinweist, welche EU-Instrumente und Einrichtungen es bereits gegen Diskriminierung mit rassistischem Hintergrund gibt, und wie diese künftig erfolgreicher gegen antisemitische Diskriminierung eingesetzt werden können. Dabei thematisiert sie insbesondere auch das Problem rassistischer und ethnischer Stereotypisierungen in den Medien, in der Zivilgesellschaft und in Minderheitengruppen.
Schutz und Förderung jüdischen Lebens (Kampf gegen gewalttätigen Extremismus und Terrorismus, Sicherheitsunion 2020-2030)
Wenn es um den Schutz jüdischen Lebens in der EU geht, liegt ein gewichtiger Schwerpunkt im Bereich Polizei- und Strafrecht, und somit überwiegend in der Hand der Mitgliedstaaten. Die Europäische Kommission weist allerdings darauf hin, dass der Kampf gegen gewalttätigen Extremismus und Terrorismus in der EU eine gemeinsame Aufgabe ist, und, die im Einklang mit den Werten und Prinzipien der EU angegangen werden muss. Sie verweist dabei insbesondere auf die Umsetzung der Pläne für die Sicherheitsunion 2020 bis 2030, die z.B. Maßnahmen zum Schutz des öffentlichen Raumes – und das schließt natürlich auch religiöse Stätten ein – vorsieht, und schlägt Maßnahmen vor, wie insbesondere in den Sicherheitsbehörden ein besseres Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden kann.
Zur Förderung jüdischen Lebens und der Bekenntnisfreiheit schlägt sie Maßnahmen vor, mit denen die Kenntnis über jüdisches Leben und jüdische Traditionen in der europäischen Bevölkerung gesteigert werden kann, und weist dabei auf die wichtige Rolle hin, die hier zum Beispiel der Sport oder die Medien spielen können (was die Europäische Kommission z.B. durch das Kooperations¬abkommen mit der UEFA zum Kampf gegen Antisemitismus für die Jahre 2022-2024 fördert).
Kulturelles jüdisches Erbe als integraler Bestandteil des europäischen kulturellen Erbes schützen
Auch stellt die Europäische Kommission dar, dass das kulturelle jüdische Erbe einen wichtigen und untrennbaren Teil des europäischen kulturellen Erbes darstellt, aber vielfach durch die Auslöschung jüdischer Gemeinden im Holocaust in schlechtem Zustand ist und verloren zu gehen droht. Um dieses kulturelle Erbe zu bewahren, ermutigt die Kommission Europäer:innen, bei Förderanträgen, z.B. bei der Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt, auch den Aspekt der Geschichte ihrer jüdischen Mitbürger:innen einzubeziehen.
Bildung, Forschung und Erinnerungskultur stärken
Eine zentrale Rolle bei der Stärkung jüdischen Lebens in Europa spielen natürlich die Bereiche Bildung, Forschung und Erinnerungskultur, wo ebenfalls den Mitgliedstaaten eine führende Rolle zukommt. Die Kommission fordert die Mitgliedstaaten demgemäß dazu auf, ihren Bürger:innen Bildungsangebote mit Blick auf jüdisches Leben, Antisemitismus und den Holocaust und den jüdischen Beitrag zum europäischen Kulturerbe zu machen, und weist darauf hin, wie dies auf europäischer Ebene unterstützt werden kann, z.B. im Rahmen des Europäischen Bildungsraumes (vgl. COM(2020) 625 final) und des Europäischen Forschungsraums (COM (2020) 628 final), im Pakt für Forschung und Innovation oder im Digitalen Bildungsplan für die Jahre 2021 bis 2027. Bei letzterem stehen vor allem die Aspekte Kampf gegen Desinformation und Stärkung der Digitalkompetenz zur Förderung kritischen Denkens im Vordergrund.
Auch das Europäische Jahr der Jugend 2022 und die soeben veröffentlichte Ausschreibung von DiscoverEU bieten jungen Menschen einerseits Anlässe und andererseits Fördermöglichkeiten, um sich mit Themen wie Holocaust und jüdischem Leben in Europa gestern und heute auseinanderzusetzen.
Gerade im Bereich der Bildung über den Holocaust steht die Welt vor der Tatsache, dass die Menschen, die den Holocaust überlebt haben und darüber persönlich Zeugnis ablegen können, mittlerweile bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr am Leben sind. Es müssen daher neue Wege gefunden werden, wie der Holocaust in seiner Einzigartigkeit auch nachfolgenden Generationen vermittelt werden kann, z.B. durch neue Formen des Gedenkens, durch die Sichtbarmachung an Gedenkorten, aber auch durch digitale Komponenten.
Gleichzeitig weist die Europäische Kommission darauf hin, dass Holocaustleugnung, -verzerrung und –trivialisierung zunehmen und benutzt werden, um Hass gegen jüdische Bürger:innen zu schüren. Die Europäische Kommission arbeitet daher mit der der Internationalen Allianz zum Holocaust Gedenken (International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA) und der UNESCO an der der Entwicklung eines Best-Practise-Handbuchs und Social Media Kampagnen, und ermutigt die Mitgliedstaaten, Bewusstmachungskampagnen gegen Holocaustleugnung, -verzerrung und trivialisierung durchzuführen.
Kampf gegen Antisemitismus und Schutz und Förderung jüdischen Lebens in der Welt
Auch im Verhältnis zu Drittstaaten sieht sich die Europäische Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten in der Verantwortung, Antisemitismus auf allen Ebenen entgegenzutreten, zum Beispiel in internationalen Organisationen und Gremien, aber auch im Rahmen der Umsetzung ihrer Förderinstrumente wie des Instrument zur Nachbarschaftszusammenarbeit, Entwicklungszusammenarbeit und Internationalen Zusammenarbeit (NDICI). Eine besondere Rolle kommt in dieser Hinsicht dem EU-Sonderbeauftragten für Menschenrechte, Eamon Gilmore, und dem EU-Sonderbeauftragten für die Förderung von Religions- und Weltanschauungsfreiheit außerhalb der Europäischen Union, Christos Stylianides zu, aber auch der Partnerschaft mit Israel.
Auch außerhalb der EU können EU-Initiativen und Fördermittel eingesetzt werden, um jüdisches Kulturerbe zu schützen und zu bewahren und das Gedenken an den Holocaust wach zu halten.