Der LUX-Publikumsfilmpreis 2023
Der LUX- Publikumsfilmpreis ist ein relativ neuer europäischer Filmpreis, der sich bereits nach nur drei Jahren zum größten Publikumspreis der Welt entwickelt hat.
Er ist eine gemeinsame Weiterentwicklung des ehemaligen LUX-Preises – des Filmpreises des Europäischen Parlaments, der seit 2007 vergeben wurde – und des 1997 eingeführten People’s Choice Award der European Film Academy. Inmitten der COVID-19-Pandemie ins Leben gerufen, zielt er darauf ab, die Beziehungen zwischen der Politik und der europäischen Öffentlichkeit zu stärken und das Publikum durch inspirierende Filme in dringende Debatten einzuführen. Der Gewinnerfilm wird dazu in einer Kombination aus öffentlicher Abstimmung und einer Abstimmung der Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEPs) ausgewählt, wobei beide zu jeweils 50 Prozent gewichtet werden. Über die öffentliche Plattform sind 2023 etwa 45.000 Bewertungen (Bewertungen auf einer Skala von eins bis fünf Sternen) von europäischen Zuschauer:innen und 360 von MdEPs eingegangen.
In 2023 stand die sexuelle Orientierung, bekannt unter dem Begriff LGBTIQ+, im Zentrum der aufgegriffenen Themen und wurde in drei der fünf nominierten Filme thematisiert.
Gewonnen hat den Preis dieses Jahr Lukas Dhont mit dem Film “Close”! „Close“, eine Koproduktion aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden, erzählt die Geschichte einer intensiven Freundschaft zwischen den beiden dreizehnjährigen Jungen Léo und Rémi. Es geht um unterstellte Homosexualität und das Zerbrechen einer Freundschaft. “Close” ist ein Film über Freundschaft und Verantwortung.
Lukas Dhont sagt über die Entstehung von Close: „Ich habe ein paar Worte auf Papier gebracht: Freundschaft, Intimität, Angst, Männlichkeit… und “Close” ist daraus entstanden. (…) Zuerst haben wir das Alter der Schauspieler bestimmt, einen sehr präzisen Moment zwischen Kindheit und Jugend: der Beginn der weiterführenden Schule, der Beginn von Fragen zur Sexualität, körperlichen Veränderungen, der eigenen Beziehung zur Welt und wie sich diese Dinge entwickeln.“
Dhont setze sich in seiner Rede auch mit dem besorgniserregenden Anstieg von Anti-LGBTIQ+-Haltungen und -Politiken in Europa auseinander. “Menschenrechte sind universal, unveräußerlich, untrennbar, voneinander abhängig und miteinander verbunden. An all unser Publikum, an all die Kinder, die es verdienen, Geschichten zu sehen, die sie repräsentieren, wir stehen an eurer Seite.”
„Close“ wurde bereits im Mai 2022 beim 75. Filmfestival von Cannes vorgestellt. Der Film gewann bisher mehrere internationale Filmpreise und Festivalauszeichnungen und wurde im Jahr 2023 als belgischer Oscar-Kandidat in der Kategorie Bester internationaler Film nominiert.
Die anderen vier für den LUX-Publikumspreis nominierten Filme waren: “Alcarràs” der spanischen Regisseurin Carla Simón, “Burning Days” des türkischen Regisseurs Emin Alper, “Will-o’-the-Wisp” des portugiesischen Regisseurs João Pedro Rodrigues und “Triangle of Sadness” des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund.
Der Film „Burning Days“ ist vom 28. September 2023 bis zum 11. Oktober 2023 im City 46 in Bremen anzuschauen.
Autorinnen: Leonie Wilkens und Dr. Martina Hilger (Europaabteilung Bremen)